Am Totensonntag, 20. November 2016 waren der Projektchor und das Orchester des Bezirkes zu Gast in der ‚Großen Kapelle’ des Hauptfriedhofes in Karlsruhe und führten das von Julian Mack und Moritz Wahl vorbereitete Konzert mit dem fast identischen Programm des Vorabends auf.
Es ist fast schon Tradition, dass am Totensonntag ein Chor der Neuapostolischen Kirche in der Großen Kapelle auf dem Hauptfriedhof singt. Und so kam auch in diesem Jahr schon frühzeitig Christiane Diez, die Leiterin der Friedhofsberatungsstelle auf die Kirche zu mit der Bitte, doch auch in diesem Jahr wieder eine solche Veranstaltung durchzuführen. Denn viele Friedhofsbesucher warten schon auf dieses besondere Erlebnis und freuen sich schon im Voraus. Und so war die Große Kapelle an diesem Sonntagnachmittag auch bis auf den letzten Platz gefüllt, etliche mussten stehen. Es gibt zwar 120 Sitzplätze in der Kirche, aber die reichten bei weitem nicht aus. Immer wieder kamen Friedhofsbesucher, hörten die Musik in der Kapelle, schauten neugierig hinein, blieben fasziniert im Eingangsbereich stehen, fanden aber keinen Platz mehr.
Christiane Dietz, die seit 15 Jahren die Beratungsstelle Info-Center am Hauptfriedhof leitet, begrüßte die Zuhörer, stellte zuerst sich selbst und dann die Arbeit der Beratungsstelle vor. Dabei führte sie aus: „..so ist es eine schöne Tradition geworden, dass wir Ihnen immer wieder Konzerte und Lesungen der besonderen Art bieten können. Seit Jahren pflegen wir einen herzlichen Kontakt zum Chor, wie auch zum Orchester der Neuapostolischen Kirche“.
Die Sänger und Spieler trugen fast das gleiche Programm vor, das sie am Abend zuvor in der Klosterkirche Bad Herrenalb zu Gehör brachten. Die Apsis der Kapelle ist allerdings wesentlich kleiner als in der Klosterkirche, so mussten sie noch etwas dichter zusammenrücken. Aber die Akustik der Großen Kapelle mit ihren hohen Rundbögen war ebenso gut wie in der Klosterkirche.
Die Zuhörer waren sicher ein anderer Personenkreis, waren es in der Klosterkirche Menschen, die sich auf den Gottesdienst am nächsten Tag vorbereiten wollten, so waren es hier im wesentlichen Friedhofsbesucher, die einen lieben Menschen verloren haben und Trost suchten. Menschen, die Verbindung suchten zu ihren Lieben in der jenseitigen Welt und in der Kapelle beim Anhören der Musik Gelegenheit hatten, sich mit dem Jenseits zu beschäftigen. Hier erlebten sie Augenblicke des Innehaltens und hatten Gelegenheit zur Verarbeitung ihrer Trauer. Die Musikstücke gaben dazu genügend Anlass. Alle Liedtexte waren in einem kleinen Programmheftchen abgedruckt und konnten mitgelesen werden. So konnte man die Gedanken der Liederdichter nachempfinden. Viele ältere Menschen waren in der Kapelle, denen man die Einsamkeit und den Trennungsschmerz ansehen konnte.
Am Ende der Veranstaltung meldete sich nochmals Christiane Dietz zu Wort: „Bei den Vorbereitungen zu diesem Konzert dachte ich: So viele Musiker in unserer Kapelle? Ob das überhaupt gut geht? Was meinen Sie?“ da wurde sie von lautstarkem Applaus unterbrochen. „Viele Menschen, die zu uns kommen, auch an so einem Tag wie heute, brauchen uns, brauchen Sie, die Musiker, brauchen Veranstaltungen, die trösten und helfen, das Unvermeidbare zu verarbeiten. Ich bin sehr ergriffen und sehr dankbar, dass wir so ein besonderes Konzert zu diesem Totensonntag heute haben durften“. Danach trug sie das kurzes Gedicht ‚Ich will dir einen Engel schenken’ vor, bevor Chor und Orchester mit dem Lied „Selig sind die Toten“ von Louis Spohr den Schlusspunkt setzten.