‚human aktiv‘, das Hilfswerk der Neuapostolischen Kirche spendete 1000.- € an die ‚Karlsruher Vesperkirche‘. Am Freitag, den 3. Dezember 2021 übergab Gerhard Rastetter den Scheck an Jelena Kuhar Papesa von der Diakonie und an zwei ehrenamtlich Helfer, Bruno Wenz und Britta Hansen. Diese führten durch die Räumlichkeiten und schilderten den Alltag in der Vesperkirche, der momentan allerdings durch Corona erheblich eingeschränkt ist.
In einem Stadtteil von Karlsruhe, der ‚Südstadt‘, wohnen viele einkommensschwache Menschen, weil für sie dort die Mieten noch einigermaßen bezahlbar sind. So hat sich am Werderplatz mitten in der ‚Südstadt‘ ein Treffpunkt für bedürftige Personen gebildet, zu dem auch viele Obdachlose kommen. Direkt am Werderplatz ist die Johanniskirche, in der seit bald 9 Jahren die 'Karlsruher Vesperkirche‘ stattfindet. Die Karlsruher Vesperkirche ist ein gemeinsames 4-wöchiges Angebot der Evangelischen Kirche und des Diakonischen Werkes Karlsruhe. In kalten Wintertagen im Januar und Februar wird die Tür der Johanniskirche für bedürftige aus ganz Karlsruhe geöffnet. In dieser Zeit gibt es ein warmes Mittagessen, Kaffee und Kuchen, Vesperbeutel zum Mitnehmen, medizinische Versorgung aber auch Gespräche, soziale Beratung und Betreuung. In der Kirche werden zwar noch normale Gottesdienste durchgeführt, aber die meiste Zeit wird sie bedürftigen Menschen zur Verfügung gestellt. So ist das Vesperkirchenteam seit dem Pandemieausbruch täglich vor Ort präsent. Auch das Vesperkirchenkonzept wurde den Pandemiebedingungen angepasst und deswegen findet die Vesperkirche 2022 wieder im Freien statt. Britta Hansen berichtet: „Täglich kommen ca. 200 – 400 Gäste, die sonst auf der Straße leben. Sie kommen zu uns in die Kirche und bekommen hier eine warme Mahlzeit. Ein Pool von zirka 400 ehrenamtlichen Mitarbeitern sorgt für einen reibungslosen Ablauf des Projektes ‚Vesperkirche‘. Täglich sind ca. 40-50 Helfer in wechselnder Besetzung im Einsatz. Es gibt praktisch jeden Tag ein neues Team, das ist immer wieder spannend, aber wir kennen uns untereinander alle sehr gut, es funktioniert“.
Mit einem eigenen Fahrzeug werden jeden Tag aus vielen Produktionsbetrieben und Supermärkten verschiedene Backwaren, Wurst und Käse, Obst und Gemüse, süße Teilchen und andere Lebensmittel abgeholt und zur Kirche gebracht. Neben dem Mittagessen gibt es auch Vespertüten zum Mitnehmen und im sogenannten ‚Cafè DIA‘ auch Kaffee und Kuchen. Zum Abschluss eines Vesperkirchentages wird täglich eine Andacht gehalten.
Britta Hansen berichtet weiter: „In dieser Kirche sorgt man sich wirklich um die Anliegen der ärmeren Mitbürger. Hier gibt es nicht nur Essen, sondern auch Zahnpasta und Shampoo kann man hier bekommen, je nachdem, was gerade angeliefert wurde. Ein wichtiger Bestandteil der Fürsorge ist die Beratung. In erster Linie geht es um Lebensführung, persönliche Sorgen, Krankheiten, Suchtprobleme, Schuldenberatung, oft sind es auch Seelsorgegespräche. Es ist immer auch ein Sozialarbeiter mit dabei, der bei gravierenden Problemen auch professionelle Hilfe anbieten kann. Hier können die Leute auch gebrauchte Kleidung bekommen, dafür haben wir in einer Ecke der Kirche eine extra ‚Kleiderkammer‘ eingerichtet. Es kommen zu uns nicht nur Obdachlose, sondern auch andere hilfsbedürftige Menschen und Harz4-Empfänger. Alle dürfen kommen. Einmal kam ein Mann bei dieser Kälte barfuß in Sandalen zu uns. Er wollte von Flensburg nach Südfrankreich laufen. Wir haben ihm erst mal warme Socken angezogen und ordentliche Schuhe besorgt, damit er weiterlaufen konnte“.
„Immer mal wieder kommt eine Tierärztin, die sich um die Lebensbegleiter der Obdachlosen kümmert. Da kommen die Leute dann mit ihren Hunden, Katzen und Kaninchen, ein Vogel war auch schon dabei. Die Tiere müssen geimpft werden oder die Krallen geschnitten bekommen“, so Britta Hansen.
„Ein schöner Nebeneffekt unserer Arbeit ist auch, dass wir junge Leute an das Problem von obdachlosen Menschen heranführen können. Viele Schulen schicken im Rahmen ihres Sozialpraktikums Schülerinnen zu uns, die dann zwei Wochen bei uns als Praktikantinnen arbeiten und hautnah erleben, wie wichtig die Arbeit an notleidenden Menschen ist“, berichtet Britta Hansen. Bei allen Erzählungen ist ihr anzumerken, wie begeistert sie von der Arbeit in der Vesperkirche ist.