Am Mittwoch, 4. Oktober 2023 übergab der Vorsteher der Gemeinde Karlsruhe-Mitte, Hirte Tobias Metz, eine Spende von 6000.- € an die Frauenberatungsstelle in Karlsruhe. Sie will mit dem Geld einen Film produzieren, der einer Gewaltanwendung gegenüber Frauen vorbeugen soll.
Dass die Prävention der beste Weg ist, um der Gewalt gegenüber Frauen vorzubeugen, das wissen die Beraterinnen in der Karlsruher Frauenberatungsstelle in der Kriegsstraße, Frau Ulrike Stihler und Frau Leyla Baran schon lange. Daher gehen die Kolleginnen aus der Beratung einmal im Monat an zwei Vormittagen in Schulen und machen mit ihrem Vortrag auf dieses Problem aufmerksam. Frau Baran hat gemeinsam mit dem Werkraum e.V. in ihrer Freizeit ein Theaterstück entwickelt, in dem man das Thema Gewalt gegen Frauen hautnah erfahren kann. Um möglichst vielen das Theaterstück näher bringen zu können, kam die Idee auf, das Stück zu verfilmen. So kann es auch bei Informationsveranstaltungen gezeigt werden. Nur durch eine großzügige Spende kann das Film-Projekt realisiert werden. Die Frauenberatungsstelle wandte sich an die Neuapostolische Kirche und stellte einen Förderantrag. Da das Thema „Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen und ihren Kindern“ im Jahr 2023 Förderschwerpunkt ist, wurde dem Antrag auch stattgegeben. Jetzt kann das Filmprojekt in Auftrag gegeben werden.
Bei der Spendenübergabe konnte sich Tobias Metz ein konkretes Bild von der Arbeit in der Beratungsstelle machen. Zirka 1000 Beratungsgespräche wurden im vergangenen Jahr geführt, davon waren 350-400 Beratungen Erstkontakte. Frau Baran berichtete von zirka 45 Gesprächen bei ihr allein jeden Monat. Es sind insgesamt 4 Beraterinnen in der Frauenberatungsstelle beschäftigt, die aus verschiedenen Berufssparten kommen, darunter sind Sozialarbeiterinnen, eine angehende Kinder-Therapeutin, eine Psychologin und eine Juristin. Die Beratungen führen ausschließlich Frauen durch.
Die Frauen, die als Betroffene in die Beratungsstelle kommen, haben dafür sehr unterschiedliche Gründe. „Erst wenn der Leidensdruck nicht mehr auszuhalten ist, dann kommen sie zu uns“, berichtet Leyla Baran. Sehr oft sind es Trennungen, die die Gewalt auslösen, oft ist es der Alkohol oder sind es Finanznöte. Frauen kommen aus allen Gesellschaftsschichten und Kulturen. Von Gewalt sind alle Altersgruppen, bis hin zu Rentnerinnen betroffen.
Das traditionell andere Frauenbild in anderen Kulturen kann ein ganz großes Problem sein. Aber auch in Beziehungen ohne kulturelle Besonderheiten kommt häusliche Gewalt vor. Oft beginnt die Entwicklung hin zur Gewalt schleichend und verstärkt sich im Laufe einer langen Zeit. Die Formen von Gewalt sind vielfältig, das beginnt mit psychischem Druck, Vorwürfen, Misstrauen, Überwachung, geht weiter mit Verbal-Attacken bis hin zu tätlichen Auseinandersetzungen.
„Unser Ziel ist es“, so Ulrike Stihler, „dass die Frauen frei von Ängsten leben können und sich nicht mehr hilflos fühlen. Wir zeigen Ihnen Wege auf, wie sie aus diesem Teufelskreis herauskommen können. Wir bleiben dabei aber immer ganz offen: die Frauen sollen selbst entscheiden, was sie machen wollen. Manche brauchen nur einen, manche brauchen mehrere Termine, dafür sind wir da. Wir haben hier einen ‚geschützten Raum‘, wir können hier über alles reden, die Frauen sollen hier ein „Bewusstsein“ für ihre Situation bekommen.
Die Wohnung in der Kriegsstraße 148, in der die Beratungsstelle untergebracht ist, hat mehrere Räume: ein Büro für die Geschäftsführerin, einen Empfangs- und Besprechungsraum, einige Büros der Betreuerinnen und ganz wichtig: ein Spielzimmer, in dem die Kinder ein eigenes Beratungsangebot erhalten, da Kinder immer von häuslicher Gewalt mitbetroffen sind.
Die Frauenberatungsstelle hat noch weitere Förderanträge an human aktiv gestellt in einer Gesamthöhe von 5.960.-€, die von dem Begutachtergremium und dem Vorstand des Hilfswerkes geprüft und für förderungswürdig beschieden wurden. So konnte im November eine weitere Spende an die Beratungsstelle überwiesen werden. Bei dem Besuch vor Ort im Oktober konnten sich die Vertreter der Kirche von dem effektiven Einsatz der Fördermittel überzeugen und haben auch die finanzielle Notlage der Beratungsstelle erkannt, die im Wesentlichen von den Fördermitteln der Stadt abhängig ist.
Die weiteren Förderanträge bezogen sich auf einige Neuanschaffungen im Spielzimmer, außerdem soll für ein Jahr ein Auftritt der Frauenberatungsstelle auf sozial Media gestaltet und gepflegt werden. Ein kleiner Teil des Geldes soll für ein Präventionstool und als Handgeld für Notfälle verwendet werden.
Das Foto bei der Scheckübergabe in der Beratungsstelle zeigt v.l.n.r.: Ulrike Stihler, Geschäftsführerin des ‚Vereins zum Schutz misshandelter Frauen und deren Kinder e.V.‘, Leyla Baran, Betreuerin, Tobias Metz, Vorsteher der NAK-Karlsruhe-Mitte.